
Sabine war verzweifelt.
Seit langer Zeit versuchte sie ihre Selbständigkeit als Hundetrainerin aufzubauen, aber irgendwie klappte nichts.
Schon seit Jahren war es ihr sehnlichster Wunsch mit Hunden zu arbeiten. Sie liebte nicht nur ihren Hund, sondern einfach alle Hunde.
Sie waren so pur in ihrer Liebe und gleichzeitig hatte sie das Gefühl, sich immer schützend vor sie stellen zu müssen. Über die Jahre hatte sie ein Gefühl dafür entwickelt, wie Hunde sich fühlten, was sie brauchten und wie man ihnen helfen konnte.
Leider sah sie noch viel zu häufig, wie an Hundeleinen gezerrt und mit lauter Stimme versucht wurde, den Hund zum Gehorsam zu bewegen.
Ihr größter Lehrmeister war ihr eigener Hund. Einige Male war sie am Rande der Verzweiflung. Es war als hätte über Nacht jemand den Schalter umgelegt. Nichts funktionierte mehr. Nicht nur, dass die Leichtigkeit mit ihrem Hund verloren gegangen war, auch in ihrem Leben war einiges verloren gegangen.
Veränderungen im Leben
Irgendwie hatte sich das Leben verändert, oder hat sie sich verändert??
Früher hatte sie das Leben in vollen Zügen geniessen können. Sie war viel auf Reisen, machte jede Menge Sport und traf sich mit ihren Freundinnen.
Heute war sie ständig müde, das Reisen bewegte sich maximal innerhalb Deutschlands und Freundinnen waren kaum noch vorhanden.
Was war passiert?
O.K. – sie war häufiger umgezogen. Einige Jahre war sie im Ausland gewesen, dann wurde ihre Mutter krank und sie kümmerte sich über mehrere Jahre – bis zu ihrem Tod – um sie.
Da blieb natürlich einiges auf der Strecke.
Nach dem Tod ihrer Mutter war sowieso nichts mehr wie vorher. Ihrer Mutter beim Sterben zusehen zu müssen, nahm sie ziemlich mit. Die Endlichkeit eines Menschen wurde ihr um so mehr bewusst und was blieb am Ende wirklich übrig?
Ihre Mutter war immer sehr bescheiden. Sie hatte viel gearbeitet und wollte sich es im Rentenalter gut gehen lassen. Doch dann kam die Krankheit…….
Schwere Momente im Leben
Ihr eigener Alltag wurde sehr von der Pflege ihrer Mutter bestimmt und so musste sie sich erst einmal wieder neu organisieren, nachdem sie verstorben war.
Nur mühsam fand sie ins Leben zurück. Natürlich spielte Trauer eine große Rolle, aber irgendwie war sie auch müde und energielos. Es war ein Kreislauf: Sie wollte wieder zurück ins Leben, aber es fehlte ihr die Kraft und die Motivation.
Sie kam nach der Arbeit nach Hause und ließ sich müde aufs Sofa fallen. Die Spaziergänge mit ihrem Hund blieben lange Zeit ihre einzige Abwechslung im Alltag.
Immer häufiger weinte sie – scheinbar ohne Grund. Alles wurde immer schwerer, anstatt leichter. Sie hatte an nichts mehr Freude und auch keine Interessen mehr.
Als sie wieder einmal eines Morgens kaum aus dem Bett kam,dachte sie: „So geht es nicht weiter! Ich brauche Hilfe!“
Sie ging zu ihrem Hausarzt und schilderte ihm ihre Situation. Er überwies sie sofort zu einem Psychologen und empfahl ihr eine Kur.
4 Wochen später konnte sie ihre erste Kur antreten. Sie war in einer wunderschönen Umgebung an der Ostsee – weit weg von zu Hause. So konnte sie wunderbar abschalten und Abstand gewinnen. Sie traf wundervolle Menschen, mit denen sie sprechen konnte und genoß die Natur. Nach 5 Wochen kam sie völlig erholt und mit vielen neuen Eindrücken nach Hause.
Leichtigkeit im Leben lernen

Das erste, was sie tat war, ihren Job zu kündigen, der ihr schon seit vielen Monaten die „Luft zum Atmen“ genommen hatte. Sie hatte wenig Weiterentwicklungsperspektiven und sie spürte, dass sie sich nicht mehr mit den Werten des Unternehmens identifizierte.
Sie holte sich Hilfe, um ihr eigenes kleines Unternehmen zu gründen und jobbte nebenbei in einem Cafe.
Langsam, aber doch immer wieder hatte sie Kundenanfragen und sie freute sich über jeden Menschen, der sie um Rat bat.
Sie war glücklich ihren Tag mit dem füllen zu können, was sie liebte und sich ihre Zeit einteilen zu können, ohne fremdbestimmt zu sein.
Auch begann sie wieder ihre eigenen Bedürfnisse wahr zu nehmen und baute jeden Tag Zeit für sich selbst ein. Das hatte sie in der Kur gelernt.
Sie pflegte ihre neu gewonnenen Freundschaften und genoß wieder die Spaziergänge mit ihrem Hund. Nichts war mehr anstrengend – es fühlte sich alles richtig gut an!
Sie hatte gelernt, dass nur sie selbst ihr Leben leben konnte und niemand im Außen bestimmen konnte, was für sie gut war.
„Glück ist eine Entscheidung. Unglücklich macht nur, wenn man nicht daran glaubt, glücklich sein zu können.Nur unsere Denkmuster und immer die Kontrolle haben zu wollen erschöpft die Menschen.“
Diese klugen Sätze hatte sie von einem guten Psychologen.
Die Kunst ist, immer sofort die eigenen Gedanken-und Verhaltensmuster, die nur uns selbst schaden aufzudecken und umzuwandeln.
Ihr Glück und mehr Leichtigkeit war wieder in ihr Leben getreten, seit sie an ihrem Inneren gearbeitet hatte. Sie war neue Wege gegangen – durch veränderte Routinen und Verhaltensmuster- und nur so konnte sich Neues bilden.
Vermutlich war es ein lebenslanger Lernprozess, neue Gegebenheiten immer wieder anzunehmen, oder zumindest neu zu überdenken.
Sie hatte sich auf jeden Fall vorgenommen glücklich zu sein und dafür ihr Bestes zu geben.
„Glück ist kein Geschenk der Götter, sondern die Frucht innerer Einstellung.„
Zitat von Erich Fromm – Psychoanalytiker
Be balanced!
Fotoquelle: Unsplash